Plattling. Washington D.C., Berlin, Tel Aviv – und dann? Sein Terminplan hat MdB Thomas Erndl (CSU) am Mittwoch nicht in eine weitere Weltstadt, sondern nach Plattling geführt. Die niederbayerische Kleinstadt mag zwar nicht so bekannt sein wie Erndls vorherige Reiseziele, die ganze Welt könnte sich aber womöglich für das ein oder andere Projekt interessieren, an dem derzeit am Technologie-Campus geforscht wird. Bei einem Rundgang durch das MoMo informierten die jeweiligen Professoren den Bundestagsabgeordneten über die neuesten Ansätze und Kooperationen mit Unternehmen.
Bürgermeister Hans Schmalhofer unterstrich das Millionen-Invest der Stadt in das Forschungszentrum und die damit verbundene Hoffnung, die wirtschaftlichen Früchte ernten zu können. Die Prüforganisation CSA, die zuletzt ihre Europazentrale nach Plattling verlegt hat, habe schon enge Kontakte mit der TH Deggendorf geknüpft, sagte Schmalhofer.
Wie der roboterbasierte Computertomograph funktioniert, erläuterte Prof. Dr. Simon Zabler. Derzeit arbeite er unter anderem mit dem BMW-Forschungszentrum in München, mit der Fraunhofer-Gesellschaft oder auch mit Becker Carbon. Das Hightech-Gerät liefert etwa Erkenntnisse über die Qualität von Autoteilen. Dass diese Technik auch mal für Retouren im Bereich des Online-Versandhandels benutzt wird, hofft Prof. Zabler.
Prof. Thomas Limbrunner beschäftigt sich autonomer Mobilität. Er und sein Team entwickeln derzeit etwa einen Protoypen für einen intelligenten Kamerakopf. Dieser soll gefährliche Situationen im Straßenverkehr erfassen. Auch die Kommunikation zwischen verschiedenen Fahrzeugen spielt eine große Rolle in diesem Bereich. Positiv erachtete er unter andrem die Zusammenarbeit mit dem BMW-Werk in Dingolfing.
Das Hauptgebiet von Prof. Dr. Michael Sternad, wissenschaftlicher Leiter des Forschungszentrums, ist die Technologie elektrochemischer Energiespeicher: Er kennt sich also mit Batterien aus. Insbesondere mit Einhell Germany und nun auch mit Dräxlmaier kooperiert er. Dabei prüfen er und seine Mannschaft etwa neue Produkte der Lieferanten. Wie gut sind die Batterien noch, wenn sie 750 mal auf- und entladen worden sind? Diese Erkenntnisse werden im MoMo im Nordpark gewonnen. Erst dann kommen die Batterien für das Produkt aus technischer Sicht infrage.
Recht verschiedene Projekte beackert Prof. Dr. Otto Kreutzer im Bereich der Leistungselektronik. Mit MAN treibt er die Elektrifizierung von Lastwagen voran. Anfang Juni soll im Nordpark ein Trafo ausgetauscht werden, damit Lkws geladen werden können – mit einer Leistung von 3,5 Megawatt. Kreutzer macht sich ebenso Gedanken darüber, wie man den Strom, der ohnehin entlang des Bahnnetzes fließt, für die Ladeinfrastruktur nutzen könnte. Ein weiteres Ziel: den Wirkungsgrad beim Ladevorgang verbessern. Damit bräuchten die Ladesäulen keine Kühlung mehr und könnten zum Beispiel im urbanen Bereich unterirdisch verbaut werden.
Interessiert unterhielt sich MdB Erndl, übrigens Elektroingenieur, mit den Experten und freute sich, dass hier in Niederbayern an so vielen Themen geforscht wird. Die Professoren nutzten hingegen auch die Gelegenheit, um auf den Personalbedarf hinzuweisen – die aktuelle Situation wirke sich eben auch auf die Forschung aus.
Text und Bilder: Christoph Häusler